Nachruf auf unsere langjährige Linde-Beizerin
Nachruf von Bonstetter Vereinen im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern vom 13.01.2024 >>
Eine passionierte Wirtin mit der Linde als Dorfbeiz
Nachruf auf Claire Lienhard
Leider mussten wir am 9. Dezember 2024 von unserer langjährigen «Linde»-Wirtin von Bonstetten, Claire Lienhard, endgültig Abschied nehmen. Bonstetten war geprägt von der Ära Lienhard und der «Linde».
Einst Wirtin im
Zürcher «Chreis Cheib» und später in Leimbach wurde sie
1990 durch ein Zeitungsinserat auf das Restaurant Linde
in Bonstetten aufmerksam. Sie musste zuerst nachfragen
wo Bonstetten liegt, aber nach einer persönlichen
Besichtigung der «Linde» war es wie Liebe auf den ersten
Blick.
Über 33 Jahre führte sie die
«Linde»
als Dorfbeiz in Bonstetten. Manche Vereine und
Organisationen verbrachten etliche Stunden in der Linde
und manche Geschichten oder Erlebnisse in der «Linde»
werden wohl noch Jahrzehnte lang erzählt werden. Alte
Bonstetterinnen und Bonstetter und die letzten
Dorforiginale werden oft im Zusammenhang mit der
«Linde»
erwähnt.
Claire Lienhard
konnte in der Linde immer auf eine treue Stammkundschaft
zählen. Besonders auch Vereine und Organisationen waren
oft in der Linde, wie es sich für eine Dorfbeiz gehört.
So war der Club Töff-Fründ ebenfalls 33 Jahre lang
monatlich zum Höck in der Linde. Vereine und
Korporationen hielten ihre Versammlungen in der Linde
ab. Manche Musikprobe oder Turnstunde wurde in der Linde
abgeschlossen und früher oft bis nach Mitternacht
verlängert. Manch einer beendete den Arbeitstag mit dem
Feierabend-Bier in der Linde. Das Neuste aus Bonstetten
und der Region waren jeweils Tagesgespräch und oft wurde
heftig – aber mit Respekt – mit dem Gegenüber
politisiert. Und wurde es doch mal etwas lauter oder zu
frech, so schritt Klärli mit entsprechender Mahnung ein
oder beendete auch mal zu persönliche Angriffe mit einem
treffenden Spruch.
Früher ging im Restaurant Linde noch richtig die Post
ab. Bis aus die Maus eben. Da wurde schon mal bis in die
Morgenstunden gefestet. Da gab es spontane Partys und
auch noch die Metzgete oder Fasnacht. Manche Kontakte
unter der Bevölkerung entstanden in der Linde. Es war
ein Begegnungsplatz.
Im Jahr 2003
heirateten Claire und Köbi Lienhard. Claire führte
weiterhin die Linde und Köbi ging nach wie vor seiner
Arbeit als Chauffeur nach. Im August 2010 feierte man in
der grossen Scheune vom Hof Weiss im Dachenmas mit über
300 geladenen Gästen das 20-Jahre-Jubiläum der
Bonstetter Linde-Wirtin.
Geplant war nun noch bis zu Köbis Pension als
Lindewirtin zu amten. Leider verstarb Köbi im März 2015
kurz nach seiner Pensionierung unerwartet früh. So
führte Klara die Linde weitere acht Jahre bis sie sich
2023 entschloss kürzerzutreten.
Ende August 2023
beendete die damals 76-jährige Wirtin ihre berufliche
Laufbahn und geniesste nun den Ruhestand. Im Bericht von
Luc Müller im Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern vom 1.
September 2023 war zu lesen:
Aus die Maus. So steht es auf dem Schild draussen am
Restaurant, auf dem die Öffnungszeiten angeschlagen
sind. Abends war die Beiz so lange offen, wie Stimmung
herrschte. Aus die Maus heisst es jetzt auch für die
Seele der «Linde» in Bonstetten. 33 Jahre lang wirtete
hier Claire Lienhard. Mit frechen Sprüchen und einer
grossen Portion Herzlichkeit versorgte sie ihre Gäste
seit 1990. «Die Gäste», sagte Lienhard wie aus der
Pistole geschossen, «das war das Schönste an meinem
Beruf.» Und die Gäste wiederum haben sie sehr gern
gehabt.
In einem Interview
zur Sendung
«Bonstetten
- Lieblingsdorf der Woche»
von Radio Zürichsee erwähnte sie zur Aussage, dass auch
mal ein Essen spendiert wird, welchen es nicht so gut
geht, folgendes:
«Bi
mir sölls allne recht gah, sölls allne guet gah. Ich
gseh das nöd so eng».
In all den Jahren standen bei ihr die
Gäste im Vordergrund. Auch was die Preise angeht. So gab
es auch 2023 noch eine Stange Bier oder Kaffee crème für
unter 4 Franken. Mit Karte konnte man hier nicht
bezahlen. Ganz nach dem Motto: alte Schule mit viel
Charme.
«Glön» waren alle in der Linde, aber es wurde gelebt, zusammen gefeiert, zusammen als Gemeinschaft am Dorfleben teilgenommen. Mit der Linde ging ein Stück Bonstetten verloren und mit dem Hinschied von Claire Lienhard werden wohl noch einige Bonstetter Episoden nun ein Geheimnis bleiben. Wie Claire einmal sagte, «Wie meine Gäste mag ich es gerne gemütlich und zwar ganz egal zu welcher Tages- und Nachtzeit». Claire Lienhard gab damit den Raum und Rahmen für manche Bonstetter Dorfgeschichte; genau, genau!
Club Töff-Fründ, Musikverein Bonstetten, Turnverein und Männerriege mit Seniorenturnern Bonstetten, Feldschützen Bonstetten und sicherlich im Namen weiterer Organisationen und ehemaligen Stammgästen